Wissenswertes

Impfen gegen hohe Blutfette?

Zwei Injektionen/Jahr

Eine neue Therapie gegen die Volkskrankheit „hohe Blutfette“ ist in Sicht: Ein kleiner Pieks jedes halbe Jahr soll hohe LDL-Cholesterinwerte im Blut dauerhaft senken. Was ist dran an einer solchen „Impfung“ gegen hohe Blutfette?

Bisher nur im Verbund geprüft

Inclisiran heißt der neue Wirkstoff, der zur Senkung hoher Cholesterinwerte alle sechs Monate unter die Haut (subkutan) gespritzt wird. Das Prinzip scheint zu funktionieren, die LDL-Cholesterinwerte sinken tatsächlich. Kleiner Wermutstropfen dabei: Auf seine täglichen Tabletten gegen hohe Blutfette kann der Patient wohl trotzdem nicht verzichten, denn bisher wurde die „Fett-Impfung“ nur zusätzlich zu einer standardisierten medikamentösen Therapie geprüft.

Eingriff auf genetischer Ebene

Inclisiran wirkt in der Leber auf molekularer Ebene, in dem es das Gen für die Synthese des Enzyms PCSK9 abschaltet. Dieses Enzym ist für die Regulierung der Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Leberzelloberfläche mit verantwortlich. Wird das Enzym reduziert, bilden sich mehr LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen und es kann mehr Cholesterin aus dem Blut gebunden werden.

Dieser neue Ansatz gegen hohe Blutfette war in Studien an verschiedenen Patientengruppen erfolgreich. Sowohl bei Patienten mit einer angeborenen Hypercholesterinämie (also einer Fettstoffwechselstörungen, die zu hohen Cholesterinwerten führt) als auch bei Patienten mit Atherosklerose senkte das zusätzlich zur Standardtherapie injizierte Inclisiran die LDL-Cholesterinwerte um bis zu 50% im Vergleich zu den Patienten, die nur die fettsenkenden Medikamente erhalten hatten.

Herzinfarkte reduziert?

Ob sich die halbjährliche Injektion auch in klinischen Verbesserungen niederschlägt, ist noch unklar. Die ersten Daten deuten darauf hin, dass die Behandlung mit Inclisiran das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzstillstand reduziert. Vor allem scheint es die Rate an nicht-tödlichen Herzinfarkten zu senken. Eine seit Oktober 2018 laufende Studie untersucht die Zusammenhänge, Ergebnisse werden 2024 erwartet.

Quelle: DGK

30.04.2020 Autor: Dr. med. Sonja Kempinski Bildrechte: PhotobyTawat/Shutterstock.com



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